TSL 3 RO16: Achtelfinal-Woche 1 Wrap-up & Battle Reports

Den ganzen Tag gespannt ausharren, Zeit totschlagen, lange aufbleiben und um 3 Uhr nachts endlich den ersehnten Stream anmachen, auf den man sich schon so sehr gefreut hat, um seinen Helden beim Starcraft Spielen zuzusehen. Das ist der typische Tagesablauf eines Starcraft-Fans aus… Korea!? Ja, ganz recht. Die Zeiten haben sich geändert. Früher war das gesamte RTS-Universum auf Korea ausgerichtet und die Jünger von kompetetivem Spiel warfen regelmäßig ihren Blick nach Osten, nicht gen Mekka, sondern zum heiligen Ort des eSports, nach Korea, wo die meisten Events für uns arme Nichtkoreaner leider nur zu unchristlichen Zeiten live zu erleben waren.

Mit dem Wandel in der eSport-Welt und der daraus resultierenden Dezentralisierung müssen nun auch unsere koreanischen Freunde einmal eine Nachtschicht einlegen, wollen sie denn live teilhaben an den besten Turnieren, die in unserer Prime-Time liegen.

Lange Rede, gar kein Sinn: Gemeint ist in diesem Fall natürlich eines der größten und prestigeträchtigsten Turniere unser Hemissphäre, die Teamliquid Star League, die mitlerweile immerhin schon in ihrer dritten Auflage zu verfolgen ist. Wer die erste Runde verpasst hat, sollte an dieser Stelle sofort mit dem Lesen aufhören und sich sofort die VODs auf Teamliquid anschauen, denn das Gebotene spielte sich alles auf allerhöchstem Niveau ab.

Alle, die die Spiele bereits gesehen haben, können sich hier noch einmal alle Spielstände aus der Runde der letzten, oder in diesem Falle ERSTEN, 32 ins Gedächtnis rufen.

An all diesem Wissen reicher stürzen wir uns nun in das Achtelfinale, was (naturgemäß) wieder mit einigen absoluten Hammer-Matchups aufwartet. Zumindestens auf dem Papier.

In der ersten Woche mussten die ersten 8 Spieler zum Test ihres Skills antreten und beweisen, dass das Weiterkommen aus der ersten Runde mehr war als ein Glücksfall.

Das Wochenende der Sweeps

*Seufz*, ja, wie gut waren doch die Matchups auf dem Papier. Was am Ende wirklich für Serien daraus entsprungen sind, war zwar meistens auf einem hohen Level, aber konnte dann irgendwie doch nicht den Hype erfüllen, der vorher um das ganze Event aufgebaut wurde. Drei der vier Partien standen am Ende 3-0. Ein glasklarer Sweep also, der das Ergebnis von mehr oder weniger offensichtlicher Dominanz war. So gestalteten sich manche Spiele überraschend einseitig. Allerdings auch in eine Richtung, die man vorher vielleicht nicht erwartet hätte.

Tyler vs. Thorzain

  • 0Liquid`Tyler vs.
    3prae.Thorzain

Thor…wer? Wer nicht gerade ein vollblütiger Insider in der Sc2-Szene ist, ist mit diesem Namen wahrscheinlich nicht ganz so vertraut. Ein Grund dafür ist, dass Thorzain sich auf Events sehr rar macht, kaum in Online-Cups spielt und sich seine meisten Vorbereitungsspiele auf Custom-Games beschränken. Seine Erstrundenpartien gegen die Legende aus Korea, FruitDealer, zeigten aber in beeindruckender Weise, dass man diesen Jungen auf keinen Fall abschreiben sollte.

Im Achtelfinale ging es für ihn gegen den Gewinner der letzten TSL, den „BBQ-Toss“, Tyler von Team Liquid.
Aufgrund dessen Reputation glaubten sich manche schon vorher über das Ergebnis sicher zu sein.
Oh wie man sich irren kann.

3-0, das passiert nicht wegen einem kleinen dummen Fehler, das ist das Ergebnis vom Aufeinandertreffen zweier Spieler, von denen einer klar besser ist als der andere. Und so hatte Thorzain auch immer die Nase vorne. Er schaffte es, sich früh einen ökonomischen Vorteil herauszuspielen, wobei er die Passivität von Tyler im Early-Game ausnutzte, der exklusiv auf 3-Gate-Robo als Opening setzte. Auf Map 1 konnte sein interessanter Einheitenmix aus Vikings und Thors mit Strike-Cannons, den man in dieser Form auch noch nicht so oft gesehen hat, dabei locker mit allen Kolossen bzw. Immortals umgehen, die Tyler ihm entgegen schickte.
Der sehr starr spielende Tyler musste sich dann auch auf den anderen Maps dem sehr dynamisch spielendem Throzain unterwerfen, der mit seinem frischen Gameplay diese Serie immerhin noch ansehnlich machen konnte. Es wird interessant zu beobachten sein, wie er sich in der nächsten Runde schlagen wird. Sein Gegner ist der Gewinner aus der Partie…

WhiteRa vs. MC

  • 3oGs.MC vs.
    0Duckload.White-Ra

Ein richtiges Leckerli. Auf dem Papier. WhiteRa lässt sich ohne Übertreibung als einer der besten Protosse in Europa bezeichnen, wohingegen MC wohl im Moment der beste Spieler der Welt ist. Dass das nicht nur aus der Luft gegriffen ist, sah man beim jetzigen Aufeinandertreffen dieser Weltklassespieler, die sich zuletzt in der GSL World Championship begegneten. Damals konnte sich WhiteRa durchsetzen. Aber ein Spiel alleine heißt natürlich gar nichts und kann keinen Aufschluss über die Skillbalance zwischen zwei Spielern geben. Vor allem nicht, wenn das Matchup PvP heißt.

In einem Best-of-5 kommt es auf Beständigkeit an. Wer konstant die besseren Entscheidungen trifft und besser macrot, der gewinnt. Das Ergebnis spricht für sich.

MC nutzte geschickt die Angst WhiteRas vor einem 4-Gate aus, um früh zu techen, ohne dabei aber einem 4-Gate schutzlos ausgeliefert gewesen zu sein. Dieses war in den ersten 2 Spielen auch das Mittel der Wahl für den Ukrainer, der bei der Ausführung aber sehr hölzern und konservativ wirkte. Sein 3-Stalker-Rush zum Abwenden eines drohenden 4-Gates ging nie auf und als er schließlich selbst zum Spiel beendendem Schlag ausholte, hatte MC bereits genug Defensive, um das gg abzuwenden und dann mit seinem überlegenem Tech seinerseits den Quit seines Opponenten zu erzwingen.

Die letzte Map gewann MC mit einem Mindgame, als WhiteRa blind eine frühe Expansion setze und auf einen erneuten Tech seines Gegners spekulierte, welcher sich allerdings zum ersten Mal des 4-Gates bediente. Damit war das Ende einer schwachen Serie besiegelt. Aber mehr kann man von PvP auch nicht erwarten.

NaDa vs. Kas

  • 0oGs.NaDa vs.
    3Empire.Kas

Auf zum nächsten legendären Koreaner. NaDa, seines Zeichens erfolgreichster BW-Spieler aller Zeiten, galt als klarer Favorit gegen den ukrainischen Terraner, von dem einige vor diesem Spiel (unverständlicherweise) noch nie etwas gehört haben.

Allerdings merkte man über die ganze Serie, dass sich NaDa in der jüngsten Zeit eher mit Schule als mit Starcraft beschäftigte. Der koreanische Profi war zu beinahe jedem Zeitpunkt unterlegen. Bevor man wieder die hohe Latenz ins Spiel bringt, sollte man sich bewusst werden, dass Ping nicht viel Auswirkung auf das Macro hat. Und Kas konnte NaDa durchgehend nach allen Regeln der Kunst ausmacron.

Dass NaDa nicht schlecht ist, sollte jedem klar sein. Aber diese Serie war der Ausdruck von zwei Spielern, dessen Niveauunterschied im Unit-Count schon zu frühen Zeitpunkten ersichtlich wurde. Beide spielten nicht fehlerfrei, aber NaDa blieb in der Economy wie im Fight-Supply stetig hinten. Die direkten Aufeinandertreffen der Armeen gingen somit alle an Kas, der sich eindrucksvoll und verdient seinen Einzug ins Viertelfinale gesichert hat. Sein Gegner wurde bestimmt in der Paarung…

qxc vs. Adelscott

  • 3Mill.Adelscott vs.
    2FXO.qxc

Nein, der Franzose kapitulierte nicht sofort. Im Gegenteil, er konnte dieses spannende Achtelfinale zu seinen Gunsten entscheiden, das der einzige Lichtblick in dem ansonsten enttäuschenden TSL-Wochenende war. Beide Spieler waren auf gleicher Höhe unterwegs. Adelscott blieb dabei über weite Strecken seinem Spielstil treu, der ihm schon gegen Mvp weit gebracht hatte: Viele Gateway-Units mit Upgrades aus 2 Schmieden. qxc wusste allerdings, seinen Gegnern mit vielen Drops an mehreren Stellen aus dem Konzept zu bringen und ließ Adelscott kaum Luft zum Atmen.

Der war gezwungen, viele Investitionen zu tätigen, die eigentlich nicht in seinem Plan vorgesehen waren und die ihn weit nach hinten warfen. Durch seine späte Roboterfabrik musste er über große Teile dazu noch blind spielen und Vorsichtsmaßnahmen treffen, die weitere Ressourcen in Anspruch nahmen. Wegen superber Forcefields und Blink-Micro bliebt Adelscott aber auch in kniffligen Situationen am Leben. Sobald die Upgrades anfingen einzusetzen, konnte er schließlich mit einer starken Armee nach vorne preschen.

Ich will nicht zu viel von dieser Serie vorweg nehmen , denn sie war mit absoluter Eindeutigkeit die beste dieses Wochenendes und auch so ein definitiv überaus sehenswertes Matchup. Wer den LiveStream verpasst hat, sollte auf jeden Fall einen Blick auf die Vods werfen.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*