GSL May 2011: Kurzer Rückblick auf die Saison in Code A

Ein koreanisches Starcraft-Finale. Bei diesen Worten denkt man automatisch an bis zum Platzen gefüllte Hallen, kreischende Fans und riesengroßen Hype. Dieses mal war es allerdings anders. Code A, die derzeit zweithöchste Spielklasse in Ostasien, hat keinen großen Hype um sich herum. Es gilt eher als Sprungbrett in die „eigentliche“ Competition, die höchste Liga, Code S.

Ein Endspiel in dieser Liga kann man sich wie das Endspiel um die Meisterschaft in der zweiten deutschen Bundesliga vorstellen. Es ist (neben einem marginal höheren Preisgeld) vor allem das Prestige, was an einen Sieg geknüpft ist.

Zumal stehen die Qualifikanden für die Up- and Down-Matches schon seit einiger Zeit fest, sodass alle Beteiligten beruhigt und ohne Not aufspielen konnten.

Den Abgrund immer hinter sich habend

Vor dem Finale wurde freilich auch noch gespielt. Eine ganze Menge sogar. Schließlich mussten 64 Spieler irgendwie in ein Bracket geordnet werden, in dem nur die letzten Acht die Chance auf das große Geschäft in Code S erhalten.

Bevor man aber auch nur daran denken darf, ist es von entscheidender Wichtigkeit, die erste Runde zu überstehen. Wer diese überlebt, bleibt zumindest sicher in Code A. Wer schon gleich zu Beginn rausfliegt, hat sich selber ein riesiges Problem eingebrockt: Die Verlierer der Ro32 müssen nämlich wieder ganz von unten anfangen und sich durch das unübersichtliche und langwierige Qualifikationsturnier Code B schlagen. Eine Situation also, die man tunlichst vermeiden sollte.

„Irgendeinen muss es ja erwischen“, denkt man sich, „die absoluten Pros können ja wohl ohne Probleme drin bleiben“.

Das hört sich logisch an, warum sollten auch die besten Spieler aus dem Turnier fliegen? Wäre aber alles so eindeutig vorhersehbar, hätten wir nicht die ganzen Upsets, die alleine schon durch ihr Aufreten das ganze Geschehen um Spannung und Hype bereichern. Auch ein Profi kann einem Cheese oder All-in zum Opfer fallen. Oder auch zwei mal. Das wäre schon genug.

Und das die Elite nicht davor gefeit ist, überhaupt in diese gefährliche Situation zu kommen zeigt schon ein Blick auf die Teilnehmerliste.
Neben einigen mehr oder wenigen Bekannten tauchen auf einmal zwei Namen auf, die man sich an jener kaum kaum vorstellen kann, nein, auch gar nicht vorstellen will: SlayerS_BoxeR, „The Emperor“ und IM.Mvp, „The Game-Genie Terran“.

Zwei Legenden des eSports, die um das nackte Überleben kämpfen mussten – und überlebten. Ein Ausscheiden von jedem der beiden wäre eine Tragödie gewesen. Und auch wenn sich BoxeR schon in der nächsten Runde wieder verabschieden musste, hat er sich eine Gnadenfrist für die nächste Season erkauft.

Der (fast) perfekte Durchmarsch des Mvp

Sein Landsmann Mvp allerdings beließ es nicht nur beim reinen Überleben. Sein Abrutschen in Code A muss ihm wie eine Schmach vorgekommen sein, ein Jahr nach seinem dominanten Sieg in Code S. Bis heute ist es den meisten auch immer noch unverständlich wie es soweit überhaupt kommen konnte. Und genau das schien Mvp mit seinen Spielen auch auszudrücken wollen.

Seine Strategien, seine Mechanik, alles schien so raffiniert, so perfektioniert. Mvp überrolte seine Gegner und marschierte so durch den gesamten Turnierbaum. Erst im Finale konnte die Dampfwalze gestoppt werden, aber das ist durchaus verschmerzbar. Als Zweitplatzierter konnte er trotzdem seine Gruppe für die Up- and Down-Matches komplett selber bestimmen.

Die Season der jungen Wilden

Mvp wurde gestoppt von einem Spieler, den man erst wirklich seit der letzten GSTL auf dem Schirm hatte: Bomber vom Team StarTale. Er gehörte wie viele andere neue Contender in Code A zu einer neuen Generation aufstrebender Profis, die von den alten Legenden aufgegabelt und gelehrt werden.
Eine Generation von Padawanen also.

Gerade der Clan SlayerS konnte dieses Konzept in Erfolg ummünzen, als sie letzte Saison die Team League in beeindruckender Manier mit einem Cast beinahe vollkommen unbekannter Spieler gewannen. Es sollte ihre Season werden und das wurde sie auch. Wer von der alten Garde nicht auf der Hut ist und schon ein bisschen Zögern in seinem Bestreben, Profi zu sein, zeigt, der wird gnadenlos von der neuen Generation abgedrängt.

Die Up- and Down-Matches liegen noch vor uns, aber mit einiger Sicherheit werden wir mehr dieser Spieler in der nächsten Saison sehen – dann allerdings nicht nur in Code A, sondern auch in der höchsten Klasse, die wieder die Hallen füllen und die Fans zum Kreischen bringen wird.

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