DreamHuk 2011: Der Fluch ist gebrochen

Gar nicht so fern sind die Zeiten, als sich ein paar müde und unmotivierte koreanische E-Sport-Profis in den Flieger setzten, den mehrere Stunden langen Flug über sich ergehen ließen und schließlich an ihrem Bestimmungsort, einem westlichen Brood-War-Turnier, die Konkurrenz mit nur einem Ziel aufmischten: Gewinnen.

Ziel ist eigentlich das falsche Wort. Ziel bedeutet, auf etwas hinzuarbeiten, sich etwas zu erkämpfen. Jedoch glich das Auftreten eines Teilnehmers aus dem Fernen Osten in nahezu allen Fällen einer Vorentscheidung. Wo auch immer es die Asiaten verschlag, sie hinterließen eine Spur der Verwüstung und fast immer nahmen sie das Preisgeld mit zurück in ihre Heimat.

Ginge es nach ihnen, würde es in Starcraft 2 genau so weitergehen. Der E-Sport ist entwickelt in Korea, professionell. Was sollten ein paar westliche Milchbubis, die in ihren Breiten selbst immer noch als nerdige Mitglieder einer Randszene wahrgenommen werden, gegen die täglich mehrere Stunden trainierenden Champions ausrichten?

Die Zeiten haben sich geändert. Der Westen holt auf. Natürlich ist Korea immer noch an der Spitze (ein Blick auf die Ergebnisse der MLG Columbus 2011 genügt), aber sie sind nicht mehr unschlagbar.

Archetypisch dafür steht das jüngst zu Ende gegangene Großereignis in Schweden: Die Dreamhack Summer 2011. Es war ein Offline-Event, d.h. Lag spielte keine Rolle, nur der Skill der Spieler. Auch hierhin wurde eine kleine Auswahl von Spitzenkoreanern eingeladen. Mit July, Moon, Bomber und MC an Bord schien das Schicksal der westlichen Teilnehmer wieder einmal besiegelt. Doch es sollte anders kommen.

Wie erwartet vermöbelte die ostasiatische Elite (den Taiwanesen Sen mal mit einberechnet) ihre Konkurrenz und schaffte mit kokettierter Leichtigkeit den Sprung in das finale Bracket. Im Viertelfinale hatte man mit Socke, Huk und NaNiwa nur noch drei abendländische Eisen im Feuer, was die Hoffnung auf einen Upset schwinden ließ, zumal sich Huk und Socke auch noch gegenseitig aus dem Turnier verfrachten mussten.

Dann aber kam die Überraschung: Der siegreiche Huk musste im Halbfinale gegen den absoluten Favoriten July antreten. Das Ergebnis war so eindeutig wie schockierend: Huk bezwang den „Golden Mouse“-Gewinner mit 2:0. Sollte es sein? Konnte es sein? Ein Kanadier, der sich gegen aller Wahrscheinlichkeit gegen den übermächtigen Gegner durchsetzen kann?

Sein Finalgegner hieß Moon, der mit einem überraschenden Run durch das Turnier auch nicht vor NaNiwa und dem Top-Favoriten Bomber Halt machte. Die letzte Serie war ein wahrer Hochgenuss an Spannung, bei dem es schließlich zum alles entscheidenden Rubber-Match kam, das, oh wie anti-klimaktisch, mit einem gefailten 6-Pool für den Koreaner zum Waterloo wurde.

Huk siegte. Die Spieler aus dem Fernen Osten mussten sich hinten anstellen. Es gab keinen Lag und der Jetlag dürfte spätestens am dritten Tag kein Problem mehr gewesen sein. Es war einfach der Skill, der dieses Turnier entschied. Der Westen holt auf und es wird spannend sein, zu sehen, wie unsere Neuankömmlinge in Korea sich schlagen werden.

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