Das Aufbegehren der Warcraft 3-Elite

Das Achtelfinale ist vorbei. Vier Halbfinalisten stehen fest und dürfen um die Krone in der prestigeträchtigen Team Liquid Star League (TSL) kämpfen. Vier Halbfinalisten. Vier Europäer. Vier Ex-Warcraft 3-Spieler. Zufall? Oder doch Zeichen einer neuen Entwicklung?

Bisher hielten sich die Erfolge jener Spieler nämlich im Rahmen. Die Ex-Brood War-Spieler dominierten seit der Beta die Szene und es schien so, als würde die Umstellung von Wc3 zu Sc2 wesentlich schwieriger sein, als viele vorher gedacht hätten.

Gut, immer wieder konnte eine ehemalige Legende mal ein Ausrufezeichen setzen. Moon erzielte Achtungserfolge in Korea und HasuObs und NaNiwa mischen in der europäischen Szene seit langem oben mit. Aber konstant gute Ergebnisse blieben bis jetzt meistens aus.

Exemplarisch für die anfängliche Schwäche der Warcraft-Spieler mag Grubby stehen. Seines Zeichens einer der berühmtesten Wc3-Spieler überhaupt und gefürchtet für sein überragenes Micro-Management. Verständlicherweise machte er nicht sofort den Sprung zu Starcraft, schließlich gibt es noch einiges an Turnieren und Preisgeldern in Warcraft abzustauben. Der Übergang für ihn war, wie für einige andere Ex-Pros auch, eher ein sanfter.

Das man mit solchem halbgarem Training nichts reißen kann, offenbarte spätestens Grubbys Auftritt bei der Assembly Anfang dieses Jahres. Die Qualifikation als Profi in einem anderen RTS alleine reicht halt nicht aus, um gute Ergebnisse zu erzielen. Genau das wurde dort eindrucksvoll (oder eher: erbärmlich) vorgeführt.
Seither konzentriert sich der Niederländer aber vollständig auf Starcraft – und siehe da: Auf einmal kann er sich mit guten Turnierergebnissen und einem insgesamt schön anzuschauenden Spiel an der Weltspitze festsetzen.

Andere Größen wie Tod, Lyn, violet und Konsorten zeigen ebenfalls deutlich aufstrebende Tendenzen und vorher genannter NaNiwa schaffte ja erst kürzlich einen beeindruckenden Sieg beim MLG Dallas 2011.
Das alles kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die große Masse an Profis immer noch aus dem SC:BW-Lager stammt, was aber auch nicht weiter verwunderlich ist. Der Umstieg von Sc1 auf Sc2 ist, trotz des komplett anderen Interfaces, einfacher, als der Schritt von einem serienfremden Strategiespiel zu Blizzards neuestem RTS.

Der Unterschied zu Wc3 im besonderen zeigt sich bei der Akzentuierung von Micro und Macro: Macro ist in Starcraft sehr wichtig. Auch mit, relativ gesehen, schlechterem Micro ist es möglich ein Spiel zu gewinnen, so man denn mehr Einheiten als der Gegner auf dem Feld hat. Sicher, gutes Micro kann in knappen Situationen und in Mirror-Matches ein Spiel zu seinen Gunsten kippen, aber selbst das beste Micro vermag nicht schlechte Entscheidungen im Macro zu kompensieren.

Wc3 setzt den Fokus genau umgekehrt. Macro ist im Vergleich zu Starcraft simpel gehalten. Man braucht nicht viele Arbeiter produzieren und auch die Anzahl an Produktionsgebäuden ist verhältnismäßig niedrig. Jede einzelne Einheit auf dem Feld ist dafür, bis auf einige spezifische Ausnahmen natürlich, um Größenordnungen wichtiger als eine einzelne Einheit in Starcraft. Ein Marine mehr oder weniger gibt nicht den Ausschlag. Eine früh verlorene Einheit in Wc3 kann dagegen unter Umständen sogar das gg forcieren.
Das Kontrollieren jeder einzelnen Einheit im Kampf wird durch die ingesamt kleinere Anzahl somit immens wichtig.

Nicht zu vergessen ist natürlich auch die Präsenz von Helden, die an sich schon einiges an Aufmerksamkeit des Spieler abverlangen. Sterben sie zu einen ungünstigen Zeitpunkt, ist das Spiel so gut wie verloren.

Insgesamt führt dies zu verschobenen Schwerpunkten der Spieleraktionen im Kampf. In Wc3 sind alle Aktionen auf die kämpfenden Armeen konzentriert, in Starcraft dagegen geht es vor allen Dingen darum, während der Kämpfe in der eigenen Basis weiterhin Units zu produzieren, für genügend Supply zu sorgen und neue Produktionsgebäude und Basen zu errichten. Diese Art von gespaltener Aufmerksamkeit könnte den ein oder anderen Wc3-Spieler am Anfang überfordern und das schlechte Abschneiden von diesen erklären.

Mit der Zeit kommt allerdings Rat und ein dreiviertel Jahr nach Release hatte jeder nun genug Zeit, sich an das neue Spielprinzip zu gewöhnen. Die Ergebnisse sprechen für sich. Die TSL 3 wird von einem ehemaligen Warcraft-Player gewonnen werden. Soviel ist sicher.

Bevor man aber anfängt, in den schwelenden Streitereien der BW- und Wc3-Lager mitzuzündeln, sollte man sich vor Augen halten, dass genau diese Variation der Hintergründe das Spiel bereichert. Verschiedene Vorgeschichten liefern verschieden Ansätze, das Spiel zu spielen. Legenden aus differerierenden Spielen sorgen für neue Fans aus den verschiedensten Richtungen. In nicht allzu ferner Zukunft wird die Community vollends verschmelzen und Details wie in der Vergangenheit gespielte Games werden dann hoffentlich keinen großen Einfluss mehr haben. Bis dahin können wir gespannt die Entwicklung verfolgen.

2 Kommentare

  1. @DaKine
    Hey danke. Wir bemühen uns, euch jeden Tag die heißesten Nachrichten zu liefern, seien es Patches, Ereignisse in der Community oder Turniere. Wir legen jetzt auch mehr Fokus auf Gameplay-Artikel, die euch beim Zocken ein wenig helfen sollen.

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